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San Servolo

Da die Originalseite gelöscht wurde , welche sich unter  
http://www.entdeckediezukunft.de/html/themen/andere/venedig/index.html
befand , hier eine Kopie des Inhalts !

Ähnliche Erfahrungen habe auch ich zu meiner Zeit in San Servolo gemacht und der unten aufgeführte Satz über den Bekanntheitsgrad des Titels Maestro erwog auch mich zusätzlich quasi im Schnelldurchgang die Ausbildung zum Restaurator im Handwerk zu durchlaufen .
Auch wenn man in Görlitz den Kopf schüttlete und meinte es sei nicht notwendig !

Europäisches Zentrum für die Berufe in der Denkmalpflege Venedig
Wie in Venedig Handwerker zu Restauratoren werden

Fünf Jahre ist jetzt her, da stand der Schmied Josef Scheidhammer aus Vilsbiburg in Venedig am Ableger des Fährbootes nach San Servolo. San Servolo ist eine Insel nur einen Steinwurf vom Festland entfernt, mit mediterranen Backsteinbauten und viel, viel Grün. Es ist ein Nachmittag im September und die Herbstsonne steht schon tief. Aber noch wärmen ihre Strahlen angenehm. Das tut den von der langen Reise steif gewordenen Gliedern gut. Zehn Minuten Überfahrt trennen Sepp, wie ihn in seiner niederbayerischen Heimat alle nennen, noch von seinem Ziel. Das ist das Europäische Zentrum Venedig für die Berufe in der Denkmalpflege. Mit ihm warten junge Handwerker anderer europäischer Länder - Steinmetze, Tischler, Maler, Stukkateure.

Man erkennt sich an den breiten Händen, die kräftiges Zupacken gewöhnt sind, ebenso wie an der natürlichen Bräune der Haut, sichtbar nicht aus dem Sonnenstudio, schließlich an den großen Werkzeugkoffern. Denn jeder Besucher von San Servolo muss sein eigenes Werkzeug mitbringen. Man fragt, mit Händen und Füßen und zunächst noch schüchterner Zurückhaltung, nach dem Woher. Das Wohin ist das Gleiche. Für drei Monate werden die jungen Handwerksmeister die heimischen Baustellen gegen die Werkstätten auf der Insel in der venezianischen Lagune vertauschen und am Weiterbildungskurs "Mastro" teilnehmen. Ein großzügiges Stipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung macht es möglich.


"Mit dieser Weiterbildung absolvieren die Teilnehmer gleichsam an einem Ort eine komprimierte Nachholung der Gesellenwanderschaft früherer Jahre", führt Ulf Schreyögg, beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) für die Auswahl deutscher Stipendiaten zuständig, deren Besonderheit auf den Punkt. Für Handwerker in der Denkmalpflege ist dies ein immer noch unschätzbarer Gewinn - in doppelter Hinsicht. "An der Erhaltung von Kulturgütern sind in der Regel verschiedene Gewerke beteiligt", begründet der einundsiebzigjährige österreichische Kunstschmied und Bildhauer Alfred Habermann, Kursleiter bei den Metallern. "Da lernt der Schmied vom Steinmetz und umgekehrt."

Ein eher unbeabsichtigter, gleichwohl geschätzter Nebeneffekt: die Optimierung der jeweiligen Werkzeuge. Ricardo Itta etwa, Steinmetz und Steinbildhauer aus Überlingen am Bodensee, entdeckte auf San Servolo sein Herz fürs Schmieden. "Bis weit nach Mitternacht haben wir manchmal am Feuer diskutiert." Seitdem schmiedet er seine Meißel selbst. Josef Scheidhammer wiederum verweist auf die europäische Perspektive. In Deutschland sei man in der Denkmalpflege meist bestrebt, originalgetreu zwar, aber immer doch möglichst vollständig wiederherzustellen. "Es darf ja nix auch nur ein Schandfleck sein." Südlich der Alpen, hat er gelernt, lege man das Schwergewicht statt dessen stärker auf die Erhaltung der Originalsubstanz, und sei es auch nur ein Torso. "Nicht selten bewahrt dies die Ursprünglichkeit sogar viel besser."


Jetzt analysieren zu können, was man zuvor oft genug nur "aus dem Bauch heraus" getan habe, beschreibt Mathias Hildebrandt als größten Gewinn. "Heute kann ich ein Konzept für die denkmalpflegerische Erhaltung von Holzobjekten erstellen, von der Bestandsaufnahme bis hin zum detaillierten Restaurierungsvorschlag." Nicht nur, weil er auf San Servolo seine spätere Frau kennenlernte, schwärmt der Drechsler aus dem kleinen thüringischen Ort Finsterbergen in höchsten Tönen. Wenn er von der Dichte weltberühmter Kulturdenkmäler und dem gelassenen Umgang miteinander erzählt, beginnen seine Augen noch heute zu strahlen. Exkursionen führten ihn bis nach Vicenza und Florenz. Für Arbeiten in der Sakristei von St. Maria del Giglio, einer Kirche unweit des Markusplatzes mit dem einzigen venezianischen Rubens, erhielt er bereits am ersten Tag einen eigenen Schlüssel. "Bei so viel Vertrauen", sagt Hildebrandt, "magst du niemanden enttäuschen." Tatsächlich seien die Teilnehmer hoch motiviert, berichtet Alfred Habermann. "Oft muss ich die Leute am Abend aus der Schmiede rauswerfen." Und empfindet dies als schönste Anerkennung seiner Arbeit.

Sprachkenntnisse in Italienisch oder Englisch erweisen sich als Vorteil. Zwingend notwendig sind sie freilich nicht. Alles wird simultan gedolmetscht. Neben dem theoretischen Unterricht bestimmen das Zeichnen, praktische Übungen am Werkstück sowie die Übernahme von Restaurierungsarbeiten in und um Venedig den Weiterbildungsalltag auf San Servolo. Ziel des "Mastro"-Kurses ist es, Erhaltungs-, Restaurierungs- und Pflegeverfahren, dazu alte und neue Techniken einzuüben, vor allem jedoch mit Handwerkern anderer europäischer Nationen Erfahrungen auszutauschen. Dazu kommt die nicht weniger international zusammengewürfelte Schar der Dozenten und Kursleiter. "Für Anfänger ist das nichts", meint Ulf Schreyögg deshalb auch, "ebenso wenig für Leute mit einer ausgeprägten Konsumentenhaltung." Man müsse sich einbringen, man müsse insbesondere lernen, innovativ mit dem umzugehen, was man vorfinde. Nicht immer und in jedem Fall entspreche das teutonischen Ansprüchen.


Das einzige Defizit, das Teilnehmer wie Hildebrandt, Scheidhammer oder Itta, bemängeln, ist die Tatsache, dass der "Mastro"-Titel in heimischen Breitengraden formal nicht anerkannt wird. Schlimmer noch, auch Auftraggeber können damit oft kaum etwas anfangen. "Ich kann nur auf meinen Qualifikationszuwachs verweisen", erzählt Mathias Hildebrandt. Bisher habe sich das noch immer ausgezahlt. Zuvorderst öffentliche Auftraggeber verlangten bei ihren Ausschreibungen aber immer wieder Nachweise staatlich anerkannter Weiterbildungsabschlüsse, weist der Schmied Raimund Eberle aus Wartenberg nordöstlich von München auf einen nicht zu unterschätzenden Nachteil. "Das Unwissen vieler Auftraggeber ist oft erschreckend groß", sind auch Josef Scheidhammers Erfahrungen. "Tatsächlich", betont Ulf Schreyögg, "ist die Weiterbildung in Venedig in erster Linie eine persönliche Wissenserweiterung."

Wer sich beim ZDH um ein Stipendium bewerben will, muss eine Ausbildung als Steinmetz/Steinbildhauer, Metallbauer/Schmied, Stukkateur, Maler und Lackierer oder Tischler (Drechsler, Parkettleger) abgeschlossen haben und danach mindestens drei Jahre in der Denkmalpflege tätig gewesen sein. Bei Bewerbern, die im Besitz des Meisterbriefes sind, reduziert sich diese Zeit auf zwölf Monate. Die Bewerbungsfrist endet regelmäßig am 15. Juni. Nur sorgfältig zusammengestellte und aussagekräftige Bewerbungen haben Chancen auf Erfolg. "Ich konnte meinen beruflichen Werdegang an Hand eigener Arbeiten fotografisch vom ersten Lehrjahr an dokumentieren", verrät Ricardo Itta sein Erfolgsgeheimnis. Neben zeichnerischen Fertigkeiten und handwerklicher Geschicklichkeit ist eine überdurchschnittliche Beobachtungsgabe wichtiges Auswahlkriterium.


Das Stipendium für jährlich achtzehn Stipendiaten beträgt rund 16.000 DM und deckt alle Kosten einschließlich des Lebensunterhaltes ab. Man brauche sich in dieser Zeit um nichts anderes zu kümmern, sagt Itta. Man könne sich ganz auf das Fachliche konzentrieren, man tauche während dieser dreimonatigen Weiterbildung in eine andere Welt. "Was einen in San Servolo ständig umgibt", erinnert er sich mit Wehmut, "ist die Phantasie." Was bleibt, sind zahlreiche Freundschaften fürs Leben.

Weitere Informationen Zentralverband des Deutschen Handwerks, Marianne Linke, Mohrenstr. 20-21, 10117 Berlin, Tel.: 030-20619337, Fax: 030-20619455, www.zdh.de    (Hans-Martin Barthold)
( möglicherweise nicht mehr aktuell ! Seite aus Internetrecherche 24.12.01 )


SIEHE AUCH http://www.zdh.de/fileadmin/user_upload/themen/Bildung/Weiterbildung/Maler-_und_Lackiererhandwerk_-_Rechtsvorschrift.pdf